Was genau ist eigentlich die Formel E?
Für alle, die gerade zum ersten Mal von der Formel E hören, oder auch jene, die sich über ein spezielles Detail informieren wollen, haben wir uns um eine möglichst einfache und verständliche Einführung in die Thematik bemüht.
Die Formel E ist die erste rein elektrische Rennserie der Welt und geht am 13. September 2014 in ihre erste Saison. Zehn Teams mit insgesamt 20 Fahrern - viele davon ehemalige Formel-1-Piloten - treten in vorerst zehn globalen Metropolen gegeneinander an. Der veranstaltende Automobilweltverband FIA, der auch die Formel 1 organisiert, will mit der Serie einen völlig anderen Weg einschlagen und neue Zielgruppen - vor allem Jugendliche - ansprechen. Beispielsweise findet die Saison antizyklisch zu den meisten anderen Rennserien im Winterhalbjahr statt.
Im Zentrum des Gesamtkonzepts stehen Umweltfreundlichkeit, Sparsamkeit und Nachhaltigkeit. Die Formel E soll als kompetitives Umfeld für die Automobilindustrie dienen, um die Entwicklung der Elektroautos (vor allem in Städten) voranzutreiben. Reifenhersteller Michelin liefert nur eine einzige Reifenvariante, die einem gewöhnlichen Straßenreifen ähnelt, während des ganzen Rennwochenendes nicht gewechselt wird und sowohl bei trockener als auch nasser Strecke gefahren werden sollen. Als Austragungsorte dienen frisch entworfene Straßenkurse in den Stadtzentren dieser Welt, um den Event direkt zu den Zuschauern zu bringen.
Weitere Fakten:
Ablauf: Das gesamte "Rennwochenende" findet jeweils an einem Tag (samstags) statt: Freies Training am Vormittag, Qualifying mittags in vier zufällig gelosten Fünfergruppen (um Verkehrsbehinderungen auf den engen Kursen zu vermeiden) und Rennen am Nachmittag. Der Zeitplan gilt für die jeweilige Ortszeit.
08:15 - 09:00 Uhr: 1. Freies Training (45 min)
10:30 - 11:00 Uhr: 2. Freies Training (30 min)
12:00 - 12:10 Uhr: Qualifying Gruppe 1 (10 min)
12:15 - 12:25 Uhr: Qualifying Gruppe 2 (10 min)
12:30 - 12:40 Uhr: Qualifying Gruppe 3 (10 min)
12:45 - 12:55 Uhr: Qualifying Gruppe 4 (10 min)
16:00 - 16:55 Uhr: Rennen (ca. 55 min)
Weitere Termine:
13:05 - 13:20 Uhr: Pressekonferenz mit den drei besten Fahrern des Qualifyings
14:30 - 14:50 Uhr: Fahrerparade
15:40 Uhr: Verkündung der FanBoost-Ergebnisse
17:10 - 17:25 Uhr: Pressekonferenz mit den drei besten Fahrern des Rennens
TV-Übertragung: In Deutschland wird die Formel E im ersten Jahr nur von Pay-TV-Sender 'Sky' live gezeigt. Nach dem Rennen werden die Highlights auch für alle Nicht-Abonnenten in die Mediathek hochgeladen. Zudem hat sich 'Sport1' die Rechte an späteren Zusammenfassungen gesichtert. Im Rahmen des halbstündigen Magazins "Motorsport kompakt" will der Free-TV-Sender am Tag nach dem Rennen in ausführlichen Highlights über die neue Rennserie berichten.
Leistung: Die Formel-E-Boliden verfügen über eine Maximalleistung von 200 kW, was gut 272 PS entspricht. Sie kann beim Freien Training und beim Qualifying abgerufen werden. Im Rennen werden den Fahrern über weite Strecken nur 150 kW (knapp 204 PS) zur Verfügung stehen. Es werden Höchstgeschwindigkeiten von etwa 225 km/h erreicht, bei einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in knapp drei Sekunden.
Sound: Statt dröhnenden Verbrennungsaggregaten erinnern die neuen Elektromotoren eher an einen Kampfjet. Der Sound kann als hohes Pfeifen beschrieben werden, das deutlich leiser klingt als die Motoren anderer Rennserien. Ab dem dritten Gang sei selbst im Cockpit nur noch der Fahrtwind zu hören, berichten die Fahrer. Während der Rennen wird an der Strecke futuristische Musik abgespielt.
Batterien: Die Akkus der Elektroautos (entwickelt von Williams) halten zunächst nur 25 Minuten. Das macht einen Fahrzeugwechsel zur Rennmitte erforderlich, weil ein Austausch der Batterie zu aufwendig wäre. Derzeit werden Lösungen zum kabellosen Aufladen entwickelt, die bereits beim Safety- und Medical-Car (beides BMW) zum Einsatz kommen.
Punktesystem: Wie bei allen wichtigen Rennserien der FIA (etwa der Formel 1) bekommen die zehn schnellsten Fahrer eines Rennens Meisterschaftspunkte in folgender Relation: 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1. Auch die Pole-Position wird mit drei Zählern belohnt. Derjenige Fahrer mit der schnellsten Rennrunde erhält darüber hinaus zwei zusätzliche Punkte. Die Maximalausbeute für einen Piloten während eines Rennsamstags wäre somit 30 Punkte.
Deutsche Relevanz: Auf Fahrerseite vertreten zwei Piloten die deutschen Farben. Zum einen greift der ehemalige Formel-1-Fahrer Nick Heidfeld für das monegassische Team Venturi Grand Prix ins Lenkrad. Daneben geht der 21-jährige Kemptener Daniel Abt in der Formel E an den Start. Dessen Vater Hans-Jürgen stellt mit Audi Sport Abt das einzige deutsche Team. Auch im Rennkalender ist Deutschland vertreten: Am 30. Mai 2015 gastiert die die Elektroserie zum vorletzten Saisonlauf in Berlin auf dem Flughafengelände Tempelhof.
FanBoost: Über diesen Link sowie über die offizielle App dürfen Fans abstimmen, welche drei Jahrer im nächsten Rennen einen Energievorteil bekommen. Die Glücklichen erhalten jeweils zwei fünfsekündige Zusatz-Boosts - einen pro Auto -, um zu überholen oder sich zu verteidigen. Dabei wird die Leistung des Autos von 150 kW (204 PS) auf 180 kW (245 PS) erhöht. Bis eine halbe Stunde vor Rennstart darf abgestimmt werden. Mit dem FanBoost-System erhofft sich der Verantalter stetige Präsenz in den sozialen Medien, da die Fahrer sich selbst anpreisen, sowie Faninteraktion.
Prominente Unterstützung: Der wohl bekannteste Charakter der Formel E dürfte derzeit Leonardo di Caprio sein. Der US-Schauspieler beteiligt sich als Mitbesitzer des Teams Venturi Grand Prix. Ein weiterer Weltstar ist der ehemalige Formel-1-Fahrer Alain Prost, der zur Führungsetage des französischen Rennstalls e.dams gehört. Zum Start der Serie fahren elf ehemalige Formel-1-Piloten mit.
Heimatbasis: Die britische Rennstrecke Donington Park, auf der 1993 auch die Formel 1 zu Gast war, dient als Basis aller zehn Teams. Auch die offiziellen Testfahrten vor Saisonbeginn wurden allesamt auf dem Kurs in der Grafschaft Leicestershire abgehalten.
Ausblick: In den kommenden Jahren soll der Rennkalender um je zwei Rennen pro Saison erweitert werden. Nachdem die Teams im ersten Jahr noch mit identischen Autos ausgestattet worden sind, soll zudem ab Saison zwei selbst entwickelt werden. So ist zu erwarten, dass die Formel E mit jedem Jahr schneller wird, und auch die Batterien irgendwann eine gesamte Renndauer überstehen.
Noch Fragen?
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